Vergasertypen B1000

Im B1000 wurde nahezu über die gesamte Bauzeit immer ein BVF-Einfach-Fallstromvergaser eingebaut. Nur die ersten Modelle (mit dem Motortyp 312 bzw 353-0, Nennleistung 42PS) hatte noch den 36-mm-Horizontalvergaser.
Vom so genannten "40er BVF" - der auch im Wartburg 353 von 1969 bis 1982 verwendet wurde - gibt es mehrere Ausführungen:

- 40 F1-11 ist sozusagen der Grundtyp dieser Vergaserbaureihe. Eingebaut wurde er im Wartburg 353 ab 5/69 - zeitgleich mit der Einführung des neuen Motortyps 353-1 (Kolbenringabdichtung, Drehschwingungsdämpfer, sog. "Einheitsmotorblock" mit Längsrippen auf dem Kurbelgehäuse) und der hautpsächlich durch die gekürzten Kolben (längere Einlasssteuerzeit) angehobenen Leistung. Drosselklappenbetätigung mit Gestänge.

- 40 F1-12 ist der gleiche Vergaser, aber mit anderem Drosselklappenhebel, passend für das Drosselklappengestänge des Barkas.

- 40 F2-11 ist die neuere Ausführung des Wartburg-Vergasers. Er unterscheidet sich durch ein grundlegend anders konstruiertes Leerlaufsystem: abhängiges Leerlaufsystem (weil der Sprit für die Leerlaufdüse mit durch die Hauptdüse muss), Leerlaufregelung durch Umgemischschraube, Luftzuführung durch außenliegenden PVC-Schlauch - der den "Umluftvergaser" auf den ersten Blick kenntlich macht. Drosselklappebetägtigung mit Bowdenzug (dadurch geschmeidiger, weniger Ruckeln); das Bowdenzug-Widerlager ist in Form eines leicht gewinkelten Blechs ausgeführt, das an den oberen Vergaser-Trennschrauben (Verbindung Mischkammer/Choke-Klappenteil) mit befestigt ist - siehe Foto.

- 40 F2-15 ist die Gestänge-Ausführung des 40-F2-11. Gedacht ist sie ausschließlich als Ersatzteil, wenn ein 40 F1-11 ausgetauscht werden musste. Es handelt sich um den 40-F2-11 (also den "Umluftvergaser"), bei dem aber die Drosselklappe (wie beim F1-11) über Gestänge betätigt wird.

- 40 F1-16 ist die Barkas-Ausführung des 40 F2-15: also der "Umluftvergaser" mit gestängebetätigter Drosselklappe, aber eben mit dem Hebel fürs Barkas-Gestänge.

In den meisten Fällen hat der alte Vergasertyp in der Barkas-Ausführung (40F1-12) eine andere Bedüsung als in der Wartburg-Ausführung (40F1-11): Die Hauptduse ist im -12 nur eine 120er, im -11 eine 125er; und die Zusatzdüse für die Volllastareicherung ist im -12er eine 65er, im -11 eine 75er. Bei den späteren Typen mit Umgemisch-Leerlaufsystem wurde diese unterschiedliche Abstimmung aufgegeben. Im Übrigen ist der Umbau von F1-11 zum F1-12 bzw. vom F2-11 oder F1-16 (also der Umbau eines eigentlich für den Wartburg gedachten BVF-Fallstromvergasers für die Verwendung im B1000) möglich: Dazu muss der Betätigungshebel auf der Drosselklappenwelle getauscht werden. - Das geht MEISTENS, aber nicht immer; denn es gab vorübergehend Wartburg-Vergaser mit genieteter und nicht geschraubter Betätigungshebelbefestigung (genauer: von August 1972 bis Januar 1975).
Es ist nicht möglich, den Wartburg-Vergaser ohne Tausch des Drosseklappenhebels in den Barkas einzubauen; d.h. möglichist es schon, es funktioniert aber nicht richtig ...

Hier der Grundtyp der Vergaserbaureihe BVF 40F, der 40F1-11, also vom Wartburg 353 von Bj 69 bis Bj 77:

BVF 40F1-11

Hier zur Illustration der Unterscheidung Wartburg/Barkas zwei Fotos der neueren Vergasertypen (ab Bj 77):


Dies ist der Vergaser 40-F2-11 (Wartburg 353 von 1/78 bis 6/82)



Dies ist der Vergaser 40-F1-16 (Barkas ab ca. 1978)

Generell bewirken die neueren BVF-Vergaser mit Umlufteinrichtung gegenüber den älteren Typen ohne Umgemisch-Leerlaufsystem je nach Einsatzbedingungen und Fahrstil eine merkbare Verbrauchsverringerung - im Gegenzug aber einen deutlich weniger willigen Durchzug aus niedrigen Drehzahlen wegen des ärmeren Gemischs im Übergangsbereich.


Jikov-Vergaser

Im Wartburg wurde ab 6/82 statt des BVF-Einfachvergasers ein von Jikov (CSSR) zugekaufter Registervergaser (Typ 32 SEDR) eingebaut. Er ist verwandt, aber keineswegs identisch mit dem in den stärkeren Ausführungen der Skoda-Heckmotor-Baureihe eingebauten Jikov-Registervergaser. Der Vorteil des Registervergasers im Wartburg ist die je nach Fahrweise leicht bis merkbar verbesserte Sparsamkeit, weil der Zweikammervergaser durch seine präzisere Kraftstoffzumessung im Teillastbereich magerer abgestimmt werden kann, ohne dass die Gefahr von Zündaussetzern oder sofortigen Motorschäden droht.

Der Nutzen dieses Vergasers ist schon im Wartburg umstritten. Es herrscht die Meinung vor, dass die Abmagerung des Gemischs den Motor anfälliger macht und seine Lebensdauer in aller Regel verkürzt. - Unbestritten ist, dass die einwandfreie Einstellung des Jikov-Vergaser recht schwierig ist und in jedem Fall höchste Sorgfalt sowie die fachgerechte Anwendung einer Messuhr zur Einstellung der Drosseklappen-Spaltmaße erfordert - und dass der Jikov-Vergaser sehr empfindlich auf Abweichungen von der optimalen Einstellung reagiert. Das in jedem Fall kraftstoffärmere Gemisch führt grundsätzlich außerdem stets zu erhöhter Klingelneigung des Motors; diese muss im Zweifelsfall durch Verwendung klopffesterer Kraftstoffe (SuperPlus), durch Umbedüsung (größere Haupt- oder kleinere Luftkorrekturdüse in der ersten Vergaserstufe) oder durch Veränderung des Zündzeitpunkts (ggf. zylinderselektiv) beseitigt werden. Alle diese Maßnahmen führen aber unweigerlich wieder zu einen Ansteigen des Kraftstoffverbrauchs - was dazu führen kann, dass der angestrebte Einspareffekt aufgehoben wird.

In den Barkas lässt sich der Jikov-Vergaser nur mit erheblichen Veränderungen einbauen. Einmal muss für die Drosselklappenbetätigung per Seilzug eine entsprechende Umrüstung am Gasgestänge des B1000 vorgenommen werden; zum anderen muss die Luftfilteranlage umgebaut werden. Dazu ist entweder die Anfertigung eines neuen Luftfilteranschlusstopfes (der beim Jikov-Vergaser den für einwandfreien Betrieb nötigen Resonator enthält) erforderlich, weil der im Wartburg verwendete Resonator nicht in den Barkas-Motorraum passt; oder der Motorraum (Fahrerhausboden beifahrerseitig) muss geändert werden; oder es muss ein Durchbruch in der rechten Motorraumseitenwand Richtung Beifahrerfußraum angebracht und die Luftführung mit einem durchs Fahrerhaus verlaufenden Wellschlauch realisiert werden - die einfachste, aber eher unelegante Lösung.
Abgesehen von diesen (lösbaren) Problemen ist die zu erwartende Kraftstoffeinsparung im Barkas weit geringer als im Wartburg, weil der größere und schwerere Barkas den sparsamen Teillastbetrieb ohnehin viel seltener erlaubt, da er häufiger im Vollastbereich bewegt werden muss. Die zu erwartenden Probleme (insbesonders hinsichtlich Motorklingeln und Motorlebensdauer) sind hingegen nochmals größer als beim Wartburg. - Nicht zuletzt deshalb wurde die schon im September 1984 auf der Leipziger Messe vorgestellte B1000-Version mit werksseitig eingebautem Jikov-Vergaser 32 SEDR nie in die Serienproduktion übernommen - und der Nutzen einer nachträglichen Umrüstung ist eher noch fragwürdiger als beim Wartburg.