Verbaut / Verbauen

Man mag dies als persönliche Marotte abtun; aber ich habe eine regelrechte Allergie gegen verlotterte Sprachverhunzung. In meinen Augen wird jemand, der schon mit einem so grundlegenden Werkzeug wie der eigenen Sprache schludrig und nachlässig umgeht, auch beim Schrauben nichts als Pfusch zustande bringen.
Eine gerade unter Autobastlern in Besorgnis erregendem Maße grassierende Seuche ist die fehlerhafte Verwendung des Wortes "verbauen" bzw. "verbaut". Dieses Wort existiert zwar in der deutschen Sprache, aber nicht so, wie es oft gebraucht wird:

Verbaut bzw. verbauen hat mehrere Bedeutungen:

a) Etwas (z.B. ein Lösungsweg oder auch ein schöner Blick) kann verbaut sein, wodurch man ihn nicht gehen oder nutzen kann. (Vgl: "unverbaubarer Bergblick")

b) Man kann ein Flussufer oder ein anderes Gewässer verbauen, um Hochwasserschäden oder eine Erosion des Ufers zu vermeiden. Um bspw. eine solche Wildbach- oder Uferverbauung zu erstellen, verwendet man zum Beispiel Flussbausteine (= große Granitblöcke)

c) Unter Mechanikern bezeichnet man eine Konstruktion, bei der man an nichts ordentlich ran kommt, als verbaut. Ein Musterbeispiel für eine solche verbaute Konstruktion, bei der der Zugang zu fast allen Komponenten des Motors von irgendwelchen anderen Komponenten verbaut ist, ist der VW 411 oder auch der VW T3 Wasserboxer.

d) Die Vorsilbe "ver-" wird im Deutschen außerdem benutzt, wenn man irgendetwas irrtümlich falsch gemacht hat. Beispielsweise kann man sich VERsprechen, VERlesen, VERtippen, VERfahren, VERhaspeln, VERheddern oder allgemein VERtun; man kann etwas VERschütten, VERschwenden, VERlieren; von daher kann man sich natürlich auch VERbauen, wenn man beispielsweise ein Teil falschherum eingebaut hat oder überhaupt das falsche Teil gewählt hatte. Das Resultat kann man dann auch als VERmurkst bezeichnen. - Im Gegensatz dazu reicht, wenn die Montage korrekt und erfolgreich war, das gewöhnliche "eingebaut" ...

e) In der Fertigungslogistik in der Industrie wird das Wort "verbaut" teilweise als Synonym zu "verbraucht" benutzt. Wenn beispielsweise in der Endmontage an der Fertigungslinie keine Außenspiegel mehr da sind, dann wurden eben alle verbaut und die Linie steht, bis Nachschub kommt.  

Das Wort verbauen hat aber ganz entschieden NICHT die Bedeutung, in der es einige Techniker und Motorjournalisten, deren performative Sprachkompetenz des Deutschen offenbar nur unzureichend ausgebildet ist, benutzen: als Neologismus - also als Wortneuschöpfung in Form einer Kombination (der Linguist bezeichnet das als "blending") der Worte "verwenden" und "einbauen". - Dagegen pflege ich daher immer einzuwenden(damit die beiden im Stich gelassenen Wortteile nicht armselig rumliegen wie bestellt und nicht abgeholt) dass dies eine fehlerhafte Verwendung des Wortes verbauen ist – denn diese von den vermeintlich pfiffigen Sprachreformern vermeintlich erfundene Silbenkombination gibt es ja eben schon: nämlich mit den unter a) bis e) aufgeführten Bedeutungen ... (tommy)