Baujahresbestimmung

Gelegentlich ist es nicht ganz einfach zu ermitteln, wann der eigene Barkas gebaut worden ist: Etwa, wenn die Papiere fehlen; oder auch, wenn zwar Papiere vorhanden sind, aber bauliche Details dem Erstzulassungsdatum (EZ) laut Papieren zu widersprechen scheinen. User "Barkasbauer" hat eine umfassende Zusammenstellung zusammengetragen. Folgende Fälle können vorliegen:

1. Fahrzeug mit originaler Karosserie/Rahmen: Das Baujahr ist identisch mit der EZ oder liegt kurz davor. (Achtung: Autos, die ab Oktober hergestellt wurden, bekamen schon das neue Baujahr verpasst, aber noch eine EZ im alten Jahr!) - So kann ein Auto im Oktober 1970 hergestellt sein und damit Baujahr 71 haben, obwohl er noch im November 1970 zugelassen wurde!) In aller Regel passt bei diesen Autos zumindest die Ausführung der Karosserie (Armaturenbrettausführung, Stoßstangen, Schiebe/Klapptür) zum Baujahr oder ist (sichtbar) nachträglich geändert. Die (ordentlich und gerade in einer Reihe eingeschlagene) Fahrgestellnummer passt lt. Liste auch zum Jahr (s. Liste). Gerade bei Autos bis 1980 eher die Ausnahme, dass sie noch so erhalten sind ...

2. Autos mit Austauschkarosserie: Hier wird es bunt, fast alles ist möglich:

a) Es wurde eine neue Karosserie inkl. Fahrgestell verwendet, damit ist das Auto optischen Stand der Autstauschkarosserie. Vom alten Ursprungsbaujahr bleiben bestenfalls einige technische Dinge wie Felgen, Motor/Getriebe übrig. Meist hatte die neue Karosserie auch alle Anbauteile neu dran, wie die gesamte elektrische Anlage, Scheiben, Türen, Stoßstangen. Grundsätzlich gab es aber auch nackte Karosserien, die man dann mit den Teilen der alten Karosserie vervollständigt hat - sofern diese von der Ausführung her passten oder passend gemacht werden konnten. Manchmal wurde auch die alte FIN in die neue Karosse eingeschlagen, manchmal gab es eine neue FIN, die dem Muster in der Liste entsprechen kann, aber nicht muss. Nachträglich geschlagene FINs sind oft schief und krumm eingeschlagen, an der Grenze zur Unleserlichkeit.
Die Komplettlösung, die praktisch ein neues Auto darstellt, mit allen Anbauteilen in neu, wurde oft bei Sonderbedafsträgern wie NVA, Polizei, Krankenwagen usw. angewendet.

Das Karosseriebaujahr bekommt man meist recht leicht heraus: Auf allem, was mit Elektrik zu tun hat, steht Herstellungsquartal und -jahr. Blinkerunterteile, Klemm"steine", Blinkerhebel, Blinkgeber, Nummernschildbeleuchtungsunterteil, sogar in der Unterbrechergrundplatte ist es eingeschlagen, auf den Kondensatoren nochmals aufgedruckt.

Hinweise darauf, dass es sich um eine Austauschkarosserie handelt, geben oft technische Details, wie ältere Getriebe und Motoren, hydraulische Kupplung in einem Auto aus den 80ern, usw.) oder die nicht zum Karosseriebaujahr passende FIN.

b) Es wurde eine Karosserie, die anderswo ausgesondert wurde, instandgesetzt und verwendet – oder Teile davon. Auch hier ist die Vielfalt der Lösungen für die Anbauteile groß. Auch war die verwendete Karosserie zum Zeitpunkt des Umbaus schon gebraucht und enstpricht oft nicht genau der eigentlichen Ausführung.

Beispiel: Mein "Blauer", 8-Sitzer KB lt. Brief, ist so ein Auto: EZ lt. Westbrief irgendwann April 68. Sogar die Fahrgestellnummer passt dazu.

Die Karosserie ist aber von 80...81 (alte Stoßstange, mittelaltes Armaturenbrett), sie stammt von einem KK. Die vorderen Sitzbankhalter halbherzig reingebraten, hinten waren gleich gar keine drin (also als 8-Sitzer mit dieser Karosserie so defintiv nicht nutzbar!).
Karosserie hatte einen Frontschaden, die Nase wurde ausgebeult (mehr schlecht als recht) und die Rahmengabel mitsamt den vorderen Querträgern incl. äußeren Achsaufnahmen getauscht). Da die neue Rahmengabel aber die neue Ausführung mit Querrohr ist (wo ja die alte Stoßstange nicht dranpasst) wurde die Stoßstange mit angeschweißten Winkeln an beiden Teilen befestigt. In die neue Gabel wurde dann auch kurzerhand die alte Fahrgestellnummer des 68er eingeschlagen - nahezu unlesbar, schief, krumm, Ziffern mehrfach übereinander geschlagen...
Vom Kabelbaum wurden die KK-spezifischen Enden abgeschnitten, die dranhängenden Teile ausgebaut.
EIngebaut war beim Kauf ein neuer Motor (353-1) mit Fallstromvergaser und Wapu oben sowie ein Getriebe mit  Seilzugkupplung.

Von 68 war an dem Auto keine einzige Schraube - stünde es nicht im Brief (und wäre die FG-Nr. nicht übernommen worden), könnte er jede beliebige EZ in den Papieren stehen haben.